Ingenieurswissen und traditionelle Baustoffe in der Denkmalpflege
Ingenieurmäßige Planung und uraltes Handwerk lassen geschichtsmächtiges Mauerwerk wieder neu erstrahlen
Seit mehr als 700 Jahren trotzt der Westgiebel des ältesten Gebäudes der Handels- und Industriestadt Schwerte a. d. Ruhr mitten im Stadtzentrum den Wechselfällen von Wetter und Zeiten. Im 14. Jahrhundert als Weinhaus erbaut, erhielt es im 17. Jahrhundert seine Nutzung als Reformierte Kirche. Heute befindet sich das Gebäude im Besitz der Evangelischen Kirche und ist eines von knapp 200 Baudenkmälern der Stadt.
Genau so vielfältig wie seine Geschichte ist auch die Zusammensetzung des mehr als siebzig Zentimeter dicken Mauerwerks: neben weichem Ruhrsandstein finden sich Hartbrandziegel und Ruhrkiesel und vor allem sandiges Fugenmaterial. All das – so fanden die Sachverständigen von Caspar Köchling im Rahmen von Bauteiluntersuchungen heraus – hatte im Laufe der Jahre zu zahlreichen Rissen und Hohlstellen im Außenputz geführt.
Nach der Instandsetzungsplanung und Ausschreibung erhielt das auf Denkmalpflege spezialisierte Unternehmen Phillipp Nüthen aus Paderborn den Auftrag zur Bauausführung unter der Bauleitung von Caspar Köchling. Die Handwerker und Ingenieure wussten: traditionelle Baustoffe wie die hier vorgesehenen Kalk-Zementputze benötigen Geduld und herkömmliche, heute beinahe vergessene Handwerkskunst. Jede der insgesamt vier Putzschichten musste nicht nur fachgerecht aufgetragen sondern im Anschluss mit Jutebehängen feuchtgehalten werden. Die von den Ingenieuren von Caspar Köchling vorgesehenen Verankerungsgewebe mussten vollflächig eingebettet werden und in der letzten Schicht war die vom Denkmalamt vorgesehene Kellenschlagstruktur des angrenzenden Bestandsputzes einzuarbeiten.
Das Ergebnis einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Handwerkern, Bauherr und Denkmalpflegern kann sich mehr als sehen lassen. Der Westgiebel erstrahlt nun wieder in altem Glanz – für die kommenden siebenhundert Jahre!